26 April 2007

Einpacken, dichtmachen, aufhören

Einer der angenehmsten Aufenthaltsorte in Berlin, das Slomo, auch bekannt als "Unser Laden", hat schon Ende März seine Pforten geschlossen. Schade. Der Club der polnischen Versager, ein anderer angenehmer Ort, wird Ende Mai schließen. Auch sehr schade. Die einzigartige britische Band "The Cooper Temple Clause" hat gestern bekanntgegeben, daß sie sich trennt. Das ist unglaublich schade. Und die "Secret Machines" trennen sich zwar nicht, aber haben ihren Gitarristen verloren, und so was ist ja oft schon der Anfang vom Ende. Auch schade.
Wieso muß auf einmal
alles enden?

20 April 2007

Knutwurst

Julian aus München (der unten jetzt auch ordnungsgemäß verlinkt ist) fragte mich soeben, was wir in Berlin eigentlich von Knut, dem Eisbär halten. Also, zu Knut fällt mir als erstes Knut Elstermann ein, auch bekannt als Kino King Knut, der sich auf unserem Standardsender Radio Eins um die Filme kümmert. Knut ist ein unbegrenzt sympathischer Mensch mit einem einwandfreien Filmgeschmack, dem man immer gern zuhört. Zur Berlinale hatte jemand am Potsdamer Platz Welcome Knut an ziemlich viele Wände gesprüht, und da dachte ich mir noch: Das ist aber eine nette Begrüßung für den guten Elstermann. Ja, das dachte ich in meiner Ahnungslosigkeit.
Dann gäbe es da den Film "Sie haben Knut" von Stefan Krohmer und Daniel Nocke. Der spielt Anfang der 80er und handelt von einer alternativ angehauchten, politisch irgendwie aktiven Clique, die sich in einer Berghütte auf die Nerven geht. Der Film besteht vor allem aus messerscharfen, umwerfend gut beobachteten Dialogen und ist in seiner Hinterhältigkeit ein unterschätztes Meisterwerk, das im deutschen Gegenwartsfilm ziemlich einsam dasteht. So präzise ist nämlich seit Loriot keiner mehr mit der deutschen Sprache umgegangen.
Zu Knut dem Eisbären hingegen kursiert jetzt schon eine PDF, in denen man ihn im Knutella-Glas oder als Knucci-Handtasche bewundern kann. Drunter steht
Dem Mutigen gehört die Welt, nicht etwa dem Knutigen, und das ganze sieht irgendwie so aus, als wollte hier eine Werbeagentur mit einer mutigen, satirischen, frechen, freshen, edgy-sexy-wicked-big-bad-moterfucka-idea ihren Bekanntheitsgrad steigern. Und das sieht nicht nur so aus, sondern ist in der Tat so.

19 April 2007

Aufgepaßt

Die Berliner Polizei macht momentan Jagd auf Radfahrer. Wer in Berlin Fahrrad fährt, tut gut daran, alle Reflektoren am Rad und mindestens zwei Batterielampen in der Tasche zu haben. Ja klar, auch tagsüber, denn ein Autofahrer kann ja auch bei Tag seine Lampen nicht abschrauben, wurde mir heute überzeugend erklärt. Wer bei Rot über die Ampel fährt, zumal an belebten Kreuzungen, sollte nicht nur den üblichen prüfenden Blick nach hinten tun, ob da vielleicht zwei Jägermeister stehen, sondern sicherheitshalber auch mal vor sich gucken, ob da zwei unauffällige Zivilisten mit Stoppuhren lauern. Dann wird man nämlich an der nächsten Ecke aus dem Verkehr gezogen und nach Flensburg verbannt. Letzte Woche bin ich zweimal in drei Tagen der freundlichen Nachbarschaftsrazzia begegnet, die nur wissen will, ob man alle Lampen an Bord hat, heute war es dann etwas heftiger, da war nämlich die Ampel grün, aber die Fahrradampel rot, oh ja, sowas erfährt man oft erst hinterher. Also Leute, seid auf der Hut. Es bleibt als Trost, daß die Polizei in Berlin, anders als in gemütlichen süddeutschen Welt-noch-in-Ordnung-Orten, meistens doch was besseres zu tun hat und sich daher hoffentlich bald wieder auf ihre Kernaufgaben besinnen wird.

18 April 2007

Wer kennt hier eigentlich wen?

Angeblich sind ja alle bei Myspace. Eine von mir spontan durchgeführte Umfrage im Freundeskreis ergab hingegen: Fast niemand ist bei Myspace. Von den Leuten, mit denen ich per Vornamen verkehre, hat da exakt ein einziger seine eigene Seite, nämlich Tom. Sonst keiner. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß ich schon viel zu alt für so was bin, daß ich auf der Datenautobahn quasi immer noch mit dem Fahrrad unterwegs bin und mit zwei Fingern tippe, während die heute 16jährigen sich da bewegen wie der Fisch im Wasser, nämlich ohne Fahrrad.

Myspace ist was für Kinder, so könnte man das auch sehen. Wenn man da rausgewachsen ist, dann wird man Teil der sogenannten Blogosphäre. Aber auch da ist mein soziales Umfeld nicht so aktiv. Zuvörderst wäre da Björn aus Hamburg, der hat mich überhaupt auf die Idee gebracht. Julian aus München war mein Kollege damals beim Kinomagazin des bayerischen Blindenbundes im vorigen Jahrhundert. Dann gäbe es noch Julia, Kristin sowie neuerdings einen Photoblog von Ralph. Das hat mich dann gleich so mitgerissen, daß ich auch einen Fotoblog angefangen habe, und das hat zusammengenommen wiederum meine Freundin so mitgerissen, daß sie selber
, wie bereits erwähnt, auch einen angefangen hat, nachdem ihr Livejournal kaum mehr in Betrieb und sowieso nur für echte Freunde zugänglich ist.

Die schweigende Mehrheit meiner Freunde bewegt sich aber anscheinend doch lieber in der realen Welt. Ich übrigens auch, denn um staatlich geprüfter, einwandfreier Teil der offiziellen Blogosphäre zu sein, muß man auch auf anderen Blogs rumsurfen und sie verlinken und da Kommentare hinterlassen und so weiter. Mache ich aber kaum. Hier wäre ein ganz interessanter Blog von einem Rabbinerstudenten in Berlin, den ich mal zufällig gefunden habe.

Wer jetzt übrigens aber auch unter die Blogger gegangen ist: Meine Mutter.

16 April 2007

Blücherine, putz dir die Zähne

Nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) wurden von deutschen Gerichten und Standesämtern unter anderem folgende Vornamen abgelehnt:

Agfa, Atomfried, Bierstübl, Grammophon, Lenin, McDonald, Ogino, Omo, Pillula, Schnucki, Schroeder, Sputnik, Störenfried.

Dagegen wurden z.B. genehmigt:

Leonardo da Vinci Franz, Pepsi-Carola, Pumuckl, Rapunzel, Rasputin, Timpe, Windsbraut, Winnetou, Blücherine, Gneisenauette, Katzbachine, Napoleon, Solarfried, Waterloo.

Aus ökologischer Perspektive ist es doch ganz beruhigend, daß Atomfried abgeschmettert wird, Solarfried aber anscheinend okay ist.

Aber wieso tauchen im zweiten Block lauter Straßennamen aus meiner Berliner Wohngegend auf? Vielleicht nenne ich meinen Sohn doch nicht Karl-Heinz, sondern Möckern, dann findet er immer nach Hause. Zumindest solange er seinen Namen noch weiß.

Der Dank für diesen Fund geht an meine Freundin, die ihn zwar ablehnt und stattdessen auf diese Webseite verweist, die aber übrigens hier einen schönen Fotoblog in die Welt gesetzt hat.

15 April 2007

Lampen

Ein Blick auf die Hausfassade gegenüber: Einige Fenster sind erleuchtet. Die meisten leuchten so goldgelb, wie beleuchtete Wohnungen abends halt leuchten. Nur die Wohnung im dritten Stock sieht aus, als würde da jemand nebenher ein Leichenschauhaus betreiben. Da haben sie nämlich Energiesparlampen. Die verbrauchen nur ein Fünftel und strahlen dafür ein blaßlilagrellkaltes Licht ab, das nach Tod und Verwesung aussieht. Außerdem verbrauchen sie in der Herstellung obszöne Mengen an Energie, stecken voller Gift und müssen als Sondermüll entsorgt werden. Davon abgesehen steht Leuchtstoffröhrenlicht im Verdacht, gar nicht mal so gesund für die Augen zu sein. Wenn man sich dann noch kurz vor die besagten Augen hält, daß die Beleuchtung sowieso nur einen kleineren Teil des privaten Stromverbrauchs ausmacht, kann man eigentlich auch seine gemütlichen alten Glühbirnen behalten und sich außerdem nicht eine 100-Watt-Lampe mitten ins Zimmer hängen, sondern kleinere Lampen da hintun, wo man sie auch tatsächlich braucht, und sie ausmachen, wenn man sie nicht mehr braucht.

11 April 2007

Heute schon herzhaft gelacht?

Nein? Wie wäre es damit:
Uwe Ochsenknecht spielt Ludwig van Beethoven.

06 April 2007

Wir erloschen für einen Kaffee

Als ich soeben im Internet nach dem Text meines momentanen Lieblingsliedes suchte, landete ich auf einer Seite, die zu jedem Songtext einen Link anbietet, der zur altbekannten Babelfish-Maschinenübersetzung führt. Deren humoristische Qualitäten sind zwar bekannt, aber manchmal bringt sie dann doch unerhörte Beispiele von eindringlicher Lyrik hervor, die ich gerne mit der Welt teilen möchte.

Psychogirl durch Jens Lekman

Sie arbeitete in meinem postoffice.
In meinem Reißverschluscode in meinem Postbereich.
Aaaah.
Ich denke nicht, daß wir ihren Namen aufdecken sollten.
Sie bleibt anonym, aber wir können ihre Maria anrufen.
Ich traf sie an der Universität.
Sie starrte entlang ich, ich anstarrte nach rechts zurück entlang sie an.
Wir erloschen für einen Kaffee oder zwei.
Sie, die alle, ich neu glaubten, kann Ihnen erklären.
Aber sie fiel aus, ein psychogirl zu sein.
Alle sie fallen für mich psychogirls.
Sie werden zu mir, geheimnisvoll gezeichnet.
Ich weiß nicht warum.
Gerechte Umdrehung um jetzt psychogirl.
Ich kann nicht Ihr Kerl sein, ich kann nicht Ihre Risse von Ihren Augen trocknen.

Sie schickte mir ein SMS.
Aber es glaubte für wie ein PAS, ein Schrei für Hilfe.
Ich weiß, daß Ihr Leben eine Verwirrung gewesen ist.
Sie schrieen sich, um als Kind zu schlafen.
Im Kleid und in Ihren summerdress Ihrer Mammas.
Aber Anschlag, der mir psychogirl folgt.
Ich habe genügende Probleme, zum auf meinen Selbst zu beschäftigen.
Gerechtes Umdrehung aroud jetzt psychogirl.
Ihre Augen sind wie die Messer und schneiden zu meinen Wänden ein.
Und wenn ich Ihr Psychologe sein würde, der der Psychologepsychologe sein würde?
Wenn ich Ihr Psychologe sein würde, der der Psychologepsychologe sein würde?
Wenn ich Ihr Psychologe sein würde, der der Psychologepsychologe sein würde?
Aaaah.

Wer mehr von dem Dichter lesen will, der solche visionären sprachlichen Bilder erfindet, der sollte einfach mal hier sein Lieblingslied suchen und dann ins Deutsche übertragen lassen.
Schön ist es auch, deutsche Texte der gleichen Behandlung zu unterziehen. Da ändern sich nämlich nur einzelne Wörter, beispielsweie "Echt" singen dann nicht mehr
Wie du siehst, ist es mir gut ergangen
sondern
Wie du siehst, ist es mir Darm ergangen.
Was ja von heute aus betrachtet auch leider eher zutrifft.


02 April 2007

 
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