28 Juni 2007

Kino als Ort der Völkerverständigung

Im Vordergrund: Wasserflasche aus Serbien
Im Hintergrund: Film aus
Amerika

27 Juni 2007

MFG

Wenn das Dasein als Mitfahrer, das stundenlange Eingepferchtsein in seltsam riechenden Kleinwagen mit wildfremden Menschen, die einen unter problematischer Musikbeschallung irgendwie von A nach B kutschieren, irgendwann nur noch nervt, dann wechselt man die Seite, leiht sich ein Auto und stellt eine Mitfahrgelegenheit ins Internet. Wir wollten für ein Wochenende ins Rhein-Neckar-Dreieck, Buchbinder vermietet bemerkenswert billig Autos, so ergab sich mein erster Auftritt als Mitfahrgelegenheitsanbieter. Weil wir nicht so genau wußten, wie groß unser Auto sein würde, boten wir vorsichtshalber nur einen Platz an, stellten das Angebot ins Netz und warteten ab.

Am Tag danach ruft eine Dame an und will mitfahren. Sie klingt etwas schläfrig, irgendwo zwischen Hanf und Valium. Einen Tag später ruft sie wieder an und sagt ab. Am Tag vor der angepeilten Fahrt, genaugenommen erst am Tag der Fahrt, nämlich nachts um viertel nach eins, ruft ein junger Mann an und freut sich in Mannheimer Mundart, daß er um diese Zeit noch jemanden erreicht und einen Platz bekommt. Am nächsten Morgen melden sich noch einige Schnellentschlossene und kommen nicht mehr zum Zuge, nachmittags stehe ich dann zur vereinbarten Zeit am ausgemachten Ort und warte vergeblich. Daß mein Mannheimer Mitfahrer an sein Festnetztelefon geht, ist zwar nett, aber eigentlich auch enttäuschend, er soll nämlich gefälligst nicht zuhause sein, sondern fast
schon da. Aber nein, er teilt mir mit, er habe sich was späteres besorgt und vergessen, uns abzusagen. Ich beschimpfe ihn in angemessener Weise und lege auf. Dann rufe ich auf gut Glück eine Person zurück, die ich mittags abweisen mußte. Sie spricht kaum Deutsch und schlecht Englisch und steht dem Geräusch nach zu urteilen in einer Maschinenhalle, aber sie findet die Idee, jetzt sofort mit uns nach Mannheim zu fahren, durchaus attraktiv. Sie ist im Wedding, bei Karstadt, das ist gut, denn da kommen wir sowieso vorbei. Als wir dort sind, telefonieren wir noch ungefähr zehn Mal miteinander, bis wir uns finden. Es sind zwei Afrikanerinnen, mit der einen habe ich telefoniert, die andere will mit, man macht sich bekannt, ist nett zueinander und redet insgesamt nicht viel.

Als wir spät abends in Mannheim ankomme, wartet ihr Freund am Bahnhof auf sie und freut sich, wie ich schon lange keinen Menschen mehr sich freuen sah. Er schenkt mir vor Freude eine Dose Bier, was wiederum mich sehr freut, denn das ist genau der Gegenstand, den ich mir sonst noch selber gekauft hätte. Dann verkündet er: We´re gonna make Babies now. You think it´s a good idea if we make babies? Na klar, sagen wir und halten die Idee tatsächlich für ziemlich gut. Für die Rückreise am Montag hätte sie auch Interesse - da habe ich leider schon jemandem zugesagt, aber nach den bisherigen Erfahrungen rechne ich nur so halb mit dem und verspreche, mich gegebenenfalls zu melden. Die Rückreise verläuft dann aber überraschend störungsfrei, wir haben einen eher schweigsamen Pferdeschwanzträger dabei, der so integer wirkt, daß er bereits nach dreiminütiger Bekanntschaft allein auf unser bunt bedrucktes Auto aufpassen darf.

Fazit: Mitfahrer sind unzuverlässig, sofern sie nicht zuverlässig sind, beides ist am Telefon schwierig auseinanderzuhalten. Der Fiat Panda ist inzwischen ein richtiges Auto, nur der Tank leert sich sehr schnell, der ist aber auch sehr klein. Trotz steigender Benzinpreise war es insgesamt billiger, als Bahnfahren sogar dann gewesen wäre, wenn wir beide eine Bahncard gehabt hätten, was nicht der Fall ist. Vielleicht mache ich so was mal wieder.

20 Juni 2007

Marktlücke

Ach, wie schön war das früher, als man in den Zügen noch die Fenster aufmachen konnte. Da stand man auf irgendeinem Provinzbahnhof, ließ sich die Sonne auf die Nase scheinen und genoß den Blick auf abgestellte Güterwagen, dann ging ein Ruck durch den Zug und die Fahrt ging weiter.

Heute dagegen gibt es keine anständigen Eisenbahnen mehr, sondern nur noch klimatisierte Konservendosen, in denen es entweder viel zu kalt oder viel zu heiß oder ekelhaft stickig ist. Man fühlt sich wie ein Tier, das unter artgerecht optimierten Bedingungen in einem Spezialwaggon zum Schlachthof gefahren wird.

Wann merkt mal ein Eisenbahnwagenhersteller, daß hier ein eklatanter Verlust von Lebensqualität passiert ist? Ich fordere hiermit die rumpeligen, gemütlichen alten Waggons von früher zurück. Dann würde ich auch wieder lieber und öfter mit der Bahn fahren. Als Autofahrer kann ich mir mein Gefährt aussuchen, als Flugpassagier kann ich mir meine Airline aussuchen, als Bahnreisender hätte ich es gern genau so. Gäbe es eine Bahngesellschaft, die die alten Wagen reaktiviert und zu bezahlbaren Preisen durch die Lande fahren läßt, ich wäre mit Freuden dabei.

14 Juni 2007

Wer hätte das gedacht

Leute, gebt euch das mal:

Dicke Schlitten, Diamanten und bildhübsche Frauen, die sich halbnackt und willig in Betten räkeln – das ist die Welt der amerikanischen Rapper, wie sie in HipHop-Videos präsentiert wird. Doch die Realität sieht anders aus.

Karrine Steffans war bei den Videodrehs hautnah dabei – die Schöne mit dem perfekten Körper war ein gefragtes ­Video-Girl für Szenegrößen wie Jay-Z, R. Kelly und LL Cool J. Sie gibt einen aufrüttelnden Einblick in das HipHop-Business, das nicht so glitzernd und schön ist, wie die Protagonisten es glauben machen wollen. Im Gegenteil, Alkohol- und Drogenmissbrauch, physische und emotionale Gewalt sind an der Tagesordnung.


Kann man hier lesen.
Wahnsinn.
Ich bin aufgerüttelt.
Da dachte ich doch immer, die wären im HipHop alle ganz nett zueinander. Die Videos sehen doch auch so nett aus. Und dann sowas. Die Welt ist schlecht, ich bin desillusioniert.

10 Juni 2007

Wohin willst du mein Schaf mitnehmen.

Heute hätten wir mal wieder etwas Spam-Poetry. Irrlichternde Maschinenübersetzungslyrik, Treibgut aus dem weltweiten Datendschungel, zufällig aus dem Spam-Eimer gefischt und heute abend als Nachtisch serviert. Die Titelzeile, sie steht oben, ist ja schon nicht schlecht. Man sollte sich echt mal fragen, wohin man das Schaf denn nun mitnehmen will. Weiter geht es folgendermaßen, und da möge sich jeder selber seinen Raim drauf machen.

Die Bewegungen dieser Armee waren gedrillt, wie die eines Opernballetts. Ich bin ein ernsthafter Mann.
Aber wenn du mich z. Er liebte diesen Anz.

Das ist unterhaltender als der Besuch beim K. Dir mir GlXck entgegenkommen.
Ich schaute mir die Erscheinung also mit gro. Sich mit anderen Dingen besch.

07 Juni 2007

Banlieue Berlin, Teil 2

Mitten in der Nacht erwachten wir von orangefarbenem Feuerschein, doch diesmal hielt unsere Aufregung sich in Grenzen, denn der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier. Vor einigen Wochen hatte gegenüber eine Vespa gebrannt, diesmal war es ein Auto, zehn Meter weiter. Ich rief die Feuerwehr, die wußten längst bescheid, auch das wie gehabt. Auf dem obigen Bild sind beide Feuerstellen zu erkennen, vorn das Auto, hinten der Motoroller. Weil ein Mercedes wertvoller ist als eine Vespa, stand das Ganze diesmal auch in den Zeitungen. Man vermutet militante G8-Gegner, der Staatsschutz ermittelt.

Bei dieser Gelegenheit habe ich selber mal eben ermittelt, wofür die Abkürzung "SS" eigentlich steht. Sie steht aber nicht für "Staatsschutz", sondern für "Schutzstaffel". Es wäre ja auch etwas dämlich, unseren Staat und seinen Schutz in die Nazi-Ecke zu stellen, das überlasse ich gern den militanten G8-Gegnern, die es für eine tolle Idee halten, nachts Autos anzuzünden. Mir fiel bei der Gelegenheit nur auf, daß "Staatsschutz" ein Begriff ist, an den ich mich aus früheren Zeiten nicht erinnern kann. Ebenso wie "Bundespolizei", die hieß nämlich mal Bundesgrenzschutz, stand an den Grenzen und schützte uns vor bösen Elementen. Heute steht sie überall, und man hat das Gefühl, daß sie nicht mehr uns vor irgendwas, sondern irgendwas vor uns schützt.


Nur so nebenbei: Wie wäre das eigentlich, wenn militante G8-Befürworter nachts in den Straßen herumlaufen und alte Kleinwagen anzünden würden? Es wäre absurd, aber eigentlich nicht absurder. Ansonsten sympathisiere ich durchaus mit den Sitzblockierern von Heiligendamm, bin aber in Berlin geblieben und werde irgendwann mal meinen Enkeln erklären müssen, warum ich nicht dabei war.

04 Juni 2007

Hardware

Nachdem ich mich tagelang mit jeder erdenklichen Form von Spyware-, Adware-, Malware- und Virenabwehr herumschlug, alles mögliche heruntergeladen und so ziemlich alles ausprobiert habe, um ein rätselhaftes, in unregelmäßigen Abständen auftretendes und wieder verschwindendes Maus-Tastatur-Fehlverhalten loszuwerden, fand ich schließlich die Ursache: Eine Taste blieb manchmal hängen. Und zwar nur einige Millimeter, so daß man es kaum sah, wenn man nicht sehr genau hinsah.

Ja, da kommt man sich bescheuert vor, aber immerhin habe ich jetzt eine neue Tastatur und bin für alle Zeiten gefeit gegen jede erdenkliche Art von Malware, Spyware, Adware und dergleichen.

Und die Moral, anwendbar aufs eigene Dasein, weil ja Computer unser Denken beherrschen und daher als Leitmetapher fürs ganze Leben herhalten müssen: Man kann die Software noch so gut in Schuß halten, irgendwann läßt einen die Hardware im Stich. Wichtige Texte sollte man möglichst geschrieben haben, bevor die ersten Tasten klemmen.

 
Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! Jetzt klicken &handeln! Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien: