19 Februar 2007

Berlinale, Tag 10

Filme machen kommt vor Filme gucken, schon klar, aber was kommt als allererstes? Jawoll, die gute alte Freundschaft. Mein guter alter Freund Max hat einen Film produziert, der in der "Perspektive" lief, und deswegen war ich nach dreitägiger Totalabstinenz dann doch mal wieder im Kino.

"Osdorf" ist ein Dokumentarfilm, den meine gute alte Studienkollegin Maja Classen über ein Ghetto in Hamburg gemacht hat. Eine Horde von Jungs mit den unterschiedlichsten Migrationshintergründen, alle schon polizeibekannt, trifft im Rahmen eines Projekts namens "Gefangene helfen Jugendlichen" auf Männer, die beispielsweise 25 Jahre wegen Mordes absitzen. Das ist, wie alle guten Dokumentarfilme, vor allem eins, nämlich: Hochinteressant.
Knast, Irrenhaus, Altersheim, Ghetto, sonstwas - man denkt sich solche Sachen immer so irgendwie, dann sieht man sie, und es springt einem ins Gesicht, wie anders, wie real es ist. Und genau diesen Realitätsschock, den ich als Zuschauer erlebe, den erleben unsere jungen Freunde auch, wie sie da so mit Männern sitzen, die tatsächlich einmal das Messer gezückt und jemanden erstochen haben und das so ganz lakonisch vor ihnen ausbreiten.

Und wenn man mal den Blick schweifen läßt, dann kann man zwischendurch sehen, wie da in diesem Knastkonferenzraum ein Schmetterling an der Fensterscheibe herumflattert. Dann kommt auf einmal eine Hand ins Bild, öffnet das Fenster, und der Schmetterling flattert zwischen den Gitterstäben hindurch in die Freiheit. Das ist so real und in seiner Hintergrund-Beiläufigkeit zugleich so irrwitzig poetisch, wie man es im Spielfilm sowieso nie machen könnte.

Für den täglichen Raubkopie-Spot kam ich diesmal leider zu spät, weil nämlich meine Fahrradkette gerissen war und ich mein Rad im Tretroller-Stil zum Potsdamer Platz bewegen mußte. Als Ersatz habe ich ihn aber einfach von Hand - wie soll man das jetzt nennen, ich würde mal sagen: raubgezeichnet.



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