13 Dezember 2006

Händewaschen

Als ich heute nach der Pressevorführung eines Films mir die Hände waschen ging, kamen mir viele Filmkritiker aus dem Klo entgegen, und nur einer wusch sich die Hände. Das ist allerdings nur eine vereinzelte Beobachtung. Man kann daraus noch lange nicht schließen, daß die meisten Filmkritiker unsaubere Menschen sind, genausowenig wie man aus dieser Beobachtung schon den Schluß herleiten könnte, daß alle Männer Schweine sind oder alle Filmkritiker Männer. Man könnte womöglich daraus folgern, daß früher alles besser war, denn der einzige, der sich die Hände wusch, war ein älterer Herr. Es war allerdings derselbe ältere Herr, der sich den ganzen Film über immer erzürnt umgesehen hatte, wenn ich mich hinter ihm bewegte. Das Kino war nun aber sehr eng. Als Mensch mit langen Beinen konnt man eigentlich nicht anders, als die Rücklehnen der Vordersitze irgendwie zu berühren. Ich setzte mich daher eins weiter nach links und dann noch eins und wanderte im Lauf des Films immer weiter die Reihe entlang. Das half aber nichts. Er sah sich weiter erzürnt um, selbst als irgendjemand sich ganz woanders bewegte. Er war eigentlich dauernd erzürnt. Der Film war allerdings auch sehr langweilig, deswegen mußten viele Anwesenden unwillkürlich ständig auf ihren Sitzen herumrutschen, sogar der ältere Herr selbst.

Vielleicht kann man daraus schließen, daß früher nicht alles besser war, aber heute alles besser wäre, wenn die Menschen
ihre Knie vom Sitz des Vordermanns lassen und sich nach dem Klo die Hände waschen und sich nicht so oft erzürnt umgucken würden, selbst bei wackelnden Sitzen und langweiligen Filmen und ungewaschenen Händen.

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