Am achten Tage schuf der Herr das Kino und sprach: Siehe, dies sei der Ort, wo ihr hingehen könnt, wenn euch alles, was ich an den Tagen eins bis sieben geschaffen habe, mal wieder auf den Keks geht.
Ja, liebe Leser, der Eskapismus ist schon in der Schöpfungsgeschichte angelegt. Nur für den, der selber Filme machen will, in denen andere dann ihre Zuflucht finden können, für den gibt es keine Zuflucht, für den gibt es nur den Schreibtisch. Da sitzt er dann. Und weil er ja heute auf der Berlinale keine Filme sieht, stellt er sich einfach welche vor und beschreibt dann eben nicht, was er gesehen hat, sondern was er möglicherweise gesehen hätte, wenn er denn dagewesen wäre.
Zum Beispiel "300", der außer Konkurrenz im Wettbewerb läuft. Da stelle ich mir ein wüstes Gemetzel vor. Oder "Ferien" im Panorama, da stelle ich mir ein sensibles Kammerspiel mit Zwischentönen vor. Vielleicht auch ein Zwischenspiel mit Kammertönen. Oder "Irina Palm", Marianne Faithful holt mehreren Männern einen oder mehrere runter, das stelle ich mir lieber mal gar nicht vor.
Am liebsten aber stelle ich mir den Raubkopierer-Spot vor. Da gibt´s heute kein Foto, da muß eine Beschreibung ausreichen.
Also:
Schwarzer Hintergrund. Aus sanft-energischen, bunten Lichtschlieren entstehen zwei weiße Kreise mit schrägem Verbotsstrich. Darin rechts eine Videokamera und links ein Mobiltelefon. Darunter in weißen Lettern: Film piracy is illegal, violates existing copyright laws and will not be tolerated.
Habe ich mit diesem Text, der ja eine ziemlich exakte Beschreibung darstellt, nicht auch schon so etwas wie eine Raubkopie angefertigt? Darf man das, einfach so ins Kino gehen und sich Bilder merken und sie hinterher beschreiben?
Ich meine: Nein. Das Schreiben über Filme sollte wegen Urheberrechtsverletzung unter Strafe gestellt werden.
16 Februar 2007
Berlinale, Tag 8
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