01 August 2007

Michelangelo und Ingmar

Zwei Meister des Kinos sind verstorben. Respekt, Dank und Anerkennung von den Lebenden für das, was sie dem Kino hinterließen. Eins aber fällt mir auf, wenn ich die gesammelten Nachrufe lese, von links bis rechts, von bürgerlich bis radikal, und das will mit nicht schmecken. Es ist das Weltuntergangs-Geunke. Aus den meisten Nachrufen klingt ein kulturpessimistischer Unterton heraus, als sei früher alles besser gewesen, die Filme noch nicht so doof, die Jugend noch nicht so verdorben, der Kommerz noch nicht so allgegenwärtig, und als wären die goldenen Zeiten sowieso ein für allemal vorbei.

Das stimmt. Und stimmt auch wieder nicht. Kino war schon immer doof. Kultur generell. Goethes triviale Zeitgenossen haben zehnmal mehr Bücher verkauft als Goethe selber. Nur sind sie zu recht vergessen. Ähnlich ist es mit Antonionis und Bergmans trivialen Zeitgenossen. Die Zeit geht über sie hinweg, sie sortiert die Spreu vom Weizen und läßt hinterher die Dinge so rosig aussehen, wie sie niemals waren.

Daher behaupte ich einfach mal: Genau in dieser Woche wurden zwei Filmemacher von Weltrang GEBOREN, die einfach noch niemand kennt. Wir leben in einer Zeit, die genau wie alle anderen Zeiten eines Tages in nostalgischen Rückblicken auftauchen wird. Wir werden uns eines Tages erinnern und sagen: Ach ja, Anfang des 21. Jahrhunderts, das war noch eine Blütezeit der Kunst und Kultur, da tobte eine wilde Bohème durch Berlin und ließ keinen Stein auf dem anderen, damals entstanden die frühen, großartigen Filme von (hier bitte einen beliebigen Namen dazudenken). Die Meisterwerke liegen noch vor uns, denn was ein Meisterwerk ist, das definiert die Zeit öfter mal neu, und die schreitet voran, die Zeit. Erweisen wir also den verstorbenen Meistern die letzte Ehre, lassen sie dann in Frieden ruhen und zerren nicht noch im Jenseits an ihnen herum, sondern bemühen uns lieber, aus der Gegenwart eine Veranstaltung zu machen, auf die man dann eines Tages wiederum wehmütig zurückschauen kann.

Wir sprechen uns dann in 30 Jahren, wenn die zwei unbekannten Meister, die heute noch als Säuglinge irgendwo herumliegen, ihre ersten Filme gemacht haben.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist der letzte Montag, an dem Antonioni und Bergman ihren Hut genommen haben, vergleibar mit dem Tag, als Buddy Holly, The Big Bopper und Richie Valens mit dem Flugzeug abgestürzt sind und der fortan als "The Day The Music Died" bezeichnet wurde; oder isses umgekehrt und jetzt fängt der Film erst recht zu leben an, wo diese Überväter fort sind? Oder beides nicht?

Anonym hat gesagt…

Dein Wort in Gottes Ohr. -- Natürlich hast Du recht.

Beste Grüsse
André

Anonym hat gesagt…

so einen BULLSHIT habe ich selten gelesen!!! AUA. das tut ja richtig weh!!!!!

Jan

d-trick.b hat gesagt…

Viel Feind, viel Ehr.
Jan wer?

 
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